Reisebericht: Hacienda in Ecuador

Urlaub in Ecuador auf der Hacienda

12 Tage weg von “allem”

Hacienda Urlaub im unbekannten Süden Ecuadors

Es soll ein ganz anderer Urlaub werden: Eine wunderschöne Hacienda aus dem 18. Jahrhundert – die Hacienda Cartagena – in Ecuadors unbekanntem Süden ist für zwölf Tage unsere Unterkunft und Ausgangspunkt für spannende Ausflüge und Erlebnisse.

Wir haben viele Jahre in Ecuador gelebt und dachten, das ganze Land gut zu kennen und sind von der sagenhaften Vielfalt hier „unten“, in dieser Nische südlich von Cuenca, dennoch sehr überrascht worden.

Anreise

Wir fliegen nach Quito, um dort Freunde zu besuchen, ein bisschen in Erinnerung zu schwelgen, die Altstadt zu genießen, bei dem für uns obligatorischen Ausflug mit Übernachtung in den Thermen von Papallacta zu entspannen…. Dann geht es mit dem Flugzeug weiter nach Cuenca, Flugzeit knapp 30 Minuten, unserem neuen Lieblingsort im Land. Einfach toll, wie sich die Stadt entwickelt hat und dabei weiterhin ihren ganz eigenen Charme behält. Bewusst entscheiden wir uns, kein Auto für die nächsten zwölf Tage zu mieten. Wir lassen uns von einem Pick-Up abholen, stoppen am Supermarkt für einen Großeinkauf für die kommenden Tage und 90 km südlich, nach etwa 75 Minuten Fahrzeit, erreichen wir unser Ziel: die Hacienda Cartagena. Schon bei der Anfahrt an das Haupthaus wird klar, dass die Fotos nicht das aussagen, was es wirklich ist: die Hacienda ist umwerfend schön! Hier werden wir es also gut aushalten können, mit Lesen, Wandern, die Umgebung entdecken und Zeit zum Kochen, wenn Lust dazu da ist. So der Plan.

Ecuadors Süden: die Kirche von Susudel
Ecuadors Süden: die Kirche von Susudel

Tag für Tag Entdeckungen

Jeden Morgen beginnen wir mit einem halbstündigen Spaziergang zum Bäcker ins Dorf. Da es steil bergauf geht, wird daraus eher eine kleine Wanderung. Zu Anfang aufgrund der Höhe (knapp über 2000m) fällt uns das nicht leicht, wird aber mit den Tagen deutlich besser. Es ist aber auch eher eine kleine sportliche Herausforderung als wirklich die Notwendigkeit des Brötchenholens.

Susudel

Ausgiebig lernen wir das Dorf Susudel kennen. In Ecuador haben die meisten Dörfer eigentlich nicht viel Reiz oder sind eher unscheinbar, doch Susudel ist auffallend anders. Toll gelegen mit einer beindruckenden Bergwand im Hintergrund. Es gibt schöne kleine Häuser, einen kleinen alten Stadtkern und einmal in der Woche ist Markt, der große Marktplatz mit dem Kondor Arturito, dem Wahrzeichen des Ortes, wird gut gepflegt. Dort steht auch die Kirche, die zu den ältesten des Landes zählt und in strahlendem Weiß leuchtet. Der Küster zeigt uns stolz den Altar hinter dem Altar. Durch ein kleines Türchen klettern wir hinein und dürfen die alte, ursprüngliche Wandbemalung bestaunen. Neben der Kirche ist eine kleine Kooperative angesiedelt. Hier werden unter anderem Teppiche gewebt und alles bis ins kleinste Detail stolz präsentiert. Eine lokale, graduierte Tourismusstudentin der örtlichen Höheren Tourismusschule erzählt uns ein bisschen vom Dorfleben sowie Geistergeschichten von verlassenen Haciendas. Na, hoffentlich sind in unserer Hacienda keine Geister zu Hause!

Hacienda Cartagena, Terrasse mit Blick auf die Lagune
Hacienda Cartagena, Terrasse mit Blick auf die Lagune

Wanderungen

Immer wieder, wenn wir ins Dorf kommen, führen wir nette Gespräche, meist mit den älteren Menschen, die auf den Feldern arbeiten. Alle fragen uns ganz ungläubig: “Sind Sie zu Fuß gekommen?” Auf unser Bejahen gibt es ein herzliches Lachen. Ich glaube, wir sind hier bereits als die „verrückten Gringos“ Dorfgespräch. Allerdings lernen wir auch mit der Zeit wahrscheinlich alle Taxifahrer und Pick-Up Fahrer des Ortes kennen, denn nicht alles geht zu Fuß.

Ausgeschriebene Wanderwege gibt es hier nicht, aber wir versuchen einfach einiges, was uns interessant erscheint, zu erlaufen. Der Kalvarienberg oberhalb von Susudel ist eines der Ziele und verspricht eine wunderbare, weite Aussicht. Etwa 700 Höhenmeter – machbar. Und es lohnt sich absolut! Einen herrlichen Ausblick fast 360° über das große, weite Tal durch das sich die Panamericana Sur schlängelt.

Shamanen Besuch

Ein absolutes Highlight ist aber der Besuch beim nicht nur hier bekannten Shamanen Taita Alejo. Er empfängt „Kunden“ aus aller Welt und hat sich einen der schönsten Plätze ausgesucht, den man sich nur vorstellen kann: oberhalb einer atemberaubenden Schlucht mit Rundumblick in die Bergwelt. Schöner kann es nicht sein! Also, auch wer keine „Reinigung“ oder Heilung erhofft, der etwas lange und abenteuerliche Weg hierher lohnt sich; den dann aber mit einem Allrad betriebenem Fahrzeug mit starkem Motor!

Nicht weit entfernt befinden sich die „Bäder des Inca“, gleich oberhalb von Susudel – ein sympathisches kleines Flusstal, wo man auch einmal, wer sich traut, in eines der Bäder steigen kann. Der Fluss fällt hier dann mit einem kleinen Wasserfall weiter ins Tal.

Eine Wanderung endet im Nichts, wo doch ein so phantastisches grünes Tal lockt, aber wir kommen einfach nicht näher ran. Recht müde, weil die Sonne heute unbarmherzig schien, wieder zurück auf der staubigen Schotterstraße, ist der Rückweg weit. Zu weit, denken wir. Also was tun? Ein Taxi hierherrufen, wird schwierig und dauert lange, also nutzen wir die Gelegenheit und fahren seit sicherlich 30 Jahren das erste Mal wieder per Anhalter. Es gibt eh nicht viel Verkehr, der erste kleinere Lastwagen, der vorbeikommt, hat Mitleid mit uns und nimmt uns mit. Sein Fahrer ist aber auch das erste Mal auf dieser Straße unterwegs – da sind wir nun schon drei – und kann uns also mit mehr Insider-Wissen zur Umgebung nicht weiterhelfen. Wir sind dankbar für den „Ride“, essen an der Hauptstraße an einem Kiosk eins der immer sehr schmackhaften „Salcedo-Eis“. Heute ist es besonders gut!.

Ecuadors Süden: Wasserfall El Rodeo bei Oña
Ecuadors Süden: Wasserfall El Rodeo bei Oña

Von Wasserfällen und Ziegen

Es gibt zahlreiche Wasserfälle in der Gegend, z.B. den „Rodeo“. Er liegt im Landesinneren vom ebenfalls sehr hübschen Provinzhauptstädtchen Oña aus betrachtet. Rodeo ist der bestzugängliche Wasserfall, zu dem uns ein richtig gepflegter Wanderweg führt. An einem schönen warmen Tag, wie es bei uns der Fall ist, verlockt das doch sehr kalte Wasser und wir trauen uns rein. Eiskalt, aber herrlich!!

Nicht weit von unserer Hacienda betreibt eine Familie aus Cuenca eine kleine Ziegenfarm. Hier wird leckerer Ziegenkäse hergestellt. Besucher sind herzlich willkommen! Wer sich anmeldet und möchte, kann dort auch lecker Essen und z.B. beim Ziegen-Melken helfen.

Zwischen den erlebnisreichen Tagen genießen wir immer wieder die Hacienda. Den glasklaren sternenreichen Himmel am Abend und in der Nacht. Den Blick auf die Lagune vorm Haus, hier kann man auch ein paar Runden mit dem Kanu drehen. Die kleine Insel in der Lagune ist ein idealer Platz für ein Lagerfeuer am Abend. Das gemütliche Ambiente der ganzen Anlage, einfach zum Wohlfühlen und Ausruhen.

Ecuador, Saraguro: Künstler jeder auf seine Art.
Ecuador, Saraguro: Künstler jeder auf seine Art.

Saraguro

Wem es zu einsam wird, locken zwei Optionen, zum einen das indigen geprägte Saraguro, ca. 40 Minuten Autofahrt Richtung Süden. Für mich das „Otavalo des Südens nur fast ohne Touristen“ Die Saraguro-Indigena Gruppe sind noch sehr traditionell, viele Menschen tragen ihre Tracht. Besonders die Männer fallen in ihrer Schwarzen Kleidung, den dreiviertellangen Hosen und ausdrucksstarken Gesichtern mit langem Haarzopf auf. Und dann gibt es hier doch tatsächlich ein richtiges Gourmet-Restaurant. Ein Saraguro-Chefkoch, der in Frankreich ausgebildet wurde. Lecker, extrem ausgefallen, aber man braucht etwas Zeit und Geduld, denn mit dem Service klappt es offensichtlich noch nicht. Auch sonst sind die Saraguros ein geschäftstüchtiges Volk, neben vielem Kunsthandwerk gibt es eine mittlerweile über die Landesgrenzen hinweg bekannte Käserei und vom selben Besitzer, Antonio, eine über das Land verteilte, sehr gute Pizza-Restaurant-Kette. Antonio erzählt uns stolz und mit viel Charme und Witz, was noch alles produziert wird und lässt uns verschiedene Sorten Käse verkosten. Wirklich gut! Neben Käse werden verschiedene Hochland Kaffeesorten, Amarant- und Quinoa-Schoko-Müslis, Trockenobst u.v.m. verkauft. 

Cuenca, die Kuppeln der neuen Kathedrale sind allgegenwärtig.
Cuenca, die Kuppeln der neuen Kathedrale sind allgegenwärtig.

Cuenca

Noch mehr Zivilisation wartet in Cuenca. Cuenca ist eine überschaubare Stadt, die drittgrößte Ecuadors und die Perle des Landes. Es gibt eine toll erhaltene Altstadt und mittlerweile viel interessantes und abwechslungsreiches Leben darin. Neu gestaltete Rooftop Bars und Restaurants, Essengehen ist hier sehr empfehlenswert und die Zahl der wirklich guten Restaurants ist groß. Ein bisschen Zeit braucht man hier also schon. Traditionelle (Panamá-) Hutherstellung kann hier hautnah miterlebt werden, unzählige Cafés, schöne und hochwertige Kunsthandwerksgeschäfte und auch die hier hergestellte Keramik ist erwähnenswert. Museen gibt es viele, Unterkünfte vom einfachen, aber hübschen Hostal bis hin zur Luxusherberge steht alles zur Wahl. Und immer und überall präsent: die blauen Kuppeln der neuen Kathedrale. Cuenca hat Charme durch und durch.

Hacienda Cartagena bei Susudel in Ecuador
Hacienda Cartagena bei Susudel in Ecuador

Aber zurück zum Hacienda-Leben. Die Hacienda hat 6 Schlafzimmer, 3 Bäder, eine moderne, eine alte Küche, Aufenthaltsräume, Terrassen, Nebengebäude, eine hauseigene wunderschöne kleine Kapelle und was beeindruckt: trotz ihrer Größe ist sie urgemütlich!

Noch mehr wandern

Der Tourismusbeauftragte von Oña möchte es sich nicht nehmen lassen, uns noch mehr in der Gegend zu zeigen. Wir sollen mit zu einem Wasserfall kommen. Dort wären wir niemals allein hingekommen. Er und ein Freund schlagen den Weg mit der Machete frei, von weit oberhalb des Flusses nähern wir uns nicht nur einem, sondern mehreren Wasserfällen in einer Reihe. Doch der letzte – hinter einer Biegung gelegen – verschlägt uns schier den Atem: Mitten aus einem gespalteten Felsen heraus sprudelt ein riesiger Wasserfall! Heute ist es uns zu kalt um hineinzuspringen, aber schwimmen könnte man hier auch. Es ist unfassbar, wie viele Naturschönheiten wir in diesen kurzen Tagen hier sehen können und uns überall wie Entdecker fühlen – ganz so, als sei noch nie jemand vor uns hier gewesen.

Ähnlich erging es uns bei den „Tres Lagunas“, etwa eine Stunde von Oña aus, im Pick-Up: Páramo-Lagunenlandschaft, ein kalter Wind treibt die Nebelschwaden über die Ebene. Die Schotterstraße ist hier die Verbindung in den Regenwald, d.h. wir befinden uns in der Ostkordillere der Anden. Mehr Abwechslung geht kaum. Wir sind begeistert und haben immer noch das Gefühl, lange nicht alles gesehen zu haben.

Fazit: wir kommen wieder! Natur erleben, Neues entdecken und dabei stilvoll wohnen, weit weg von „allem“: Herrlich! 

Klingt das auch für Sie interessant? Übrigens auch toll für einen Aufenthalt mit Kindern! Wir führen Sie gerne hin und haben alle Tipps für Unternehmungen parat.

November 2022

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